Filmdreh in Zeiten von Corona
Der österreichische Filmemacher Tobias Vees spricht mit uns im Video-Interview über seinen doppelt herausfordernden Kurzfilmdreh: Zum einen emotional, zum anderen in Zeiten der COVID-19-Pandemie.
Interview mit Tobias Vees
Drehbuchautor, Regisseur, dramaturgischer Berater
(Jahrgang 1996)
Ahoi Tobias, du hast kürzlich dein Masterstudium Screenwriting an der renommierten London Film School abgeschlossen. Wo bist du jetzt?
Ich bin bei mir zu Hause in Baden, einer kleinen Stadt im Süden von Wien. Gäbe es nicht die Pandemie, wäre ich jetzt in London bei meiner Masterverleihung. Wir haben schon das komplette letzte Semester online verbringen müssen.
Dieses Jahr war auch für dein aktuelles Filmprojekt „In the Dark“ eine Herausforderung: Ihr habt im Januar 2020 mit dem Dreh begonnen. Wenig später wurden die ersten Corona-Krankheitsfälle in Österreich bekannt, gefolgt von weitreichenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Wie war diese ganze Zeit für dich?
Aufgrund meines Masterstudiums habe ich das Jahr 2019 in London verbracht und bin zu den Weihnachtsferien nach Österreich zurückgekommen. Ich hatte die Idee, das Drehbuch, das ich an der Filmschule geschrieben habe, gleich umzusetzen. Deswegen haben wir im Team viel geplant, z. B. eine große Partyszene mit unglaublich vielen Extras [Komparsen], die ganz eng aneinander in einem engen Raum miteinander tanzen müssen. Und das haben wir tatsächlich auch im Jänner [Januar] gedreht, da hat noch niemand von einer Pandemie gewusst. Und dann bin ich nach London zurück. Die Dreharbeiten waren zur Hälfte abgeschlossen. Ich wollte zu Ostern fertig drehen, bzw. weitere Aufnahmen in London stattfinden lassen, doch dann kamen allerdings die Pandemie und der Lockdown. Ich musste alles, was ich bisher in London geplant hatte, absagen und leider alle Schauspielenden wieder entlassen. Ich bin nach Österreich zurückgekehrt. Bald hat sich dann herausgestellt, dass ich so schnell nach London nicht zurückkommen werde. Deswegen habe ich das Team in Wien neu zusammengestellt. Eigentlich hätte der Film diesen Sommer in London Premiere haben sollen. Im Sommer konnten wir aber erst die Dreharbeiten weiterführen. Und sie sind leider immer noch nicht abgeschlossen, ein Drehtag fehlt noch. Ich musste die Szene für den letzten Drehtag zudem umschreiben, weil es wieder viele Extras dafür gebraucht hätte. Und es ist auch ein bisschen schwierig, jetzt Dreh-Locations zu finden. Niemand möchte zusätzlichen Stress zu der Situation, in der wir uns ohnehin befinden.
Wie lief der Dreh mit Hygienemaßnahmen?
Wir hatten Tonaufnahmen und Voice-Over-Aufnahmen. Da mussten wir schauen, dass die Darstellenden einander zwar hören können, weil sie ein Gespräch vis-à-vis führen, allerdings einander dabei nicht anstecken. Deswegen haben wir eine Box um sie herum und eine Wand dazwischen aufgebaut, was dann eh auch gut für die Tonaufnahme war. Wir haben sogar die Äpfel für das Buffet in Plastik eingepackt, damit alles so Corona-konform wie möglich ablaufen kann.
”It´s not easy to produce and direct in times of covid-19. Safety always comes first. Especially now. Fortunately, we are creatives. We find ways. And we live on as long as we create.”